Psychische Unberechenbarkeit
Soziale Komplexität entsteht dadurch, dass Menschen unberechenbar sind. Sobald man mit Menschen zu tun hat, kann alles von jetzt auf gleich ganz anders sein, als man das erwartet. Daher zeichnen sich gesellschaftlicher Strukturen immer auch dadurch aus, dass sie versuchen, sich gegen überraschende und ungünstige Verhaltensweisen Einzelner abzusichern: Freund-Feind-Schemata, Familien-/Clanloyalitätspflichten, Normen, Strafen, Ausschlüsse, Verträge, Versprechen, Schwüre und Eide, Recht und Gerichtsbarkeit – die Liste ist endlos.
Für die Beherrschung menschlicher Freiheit in Organisationen und Teams reicht es weder einseitig auf Kontrolle und Sanktionen zu setzen, noch einseitig auf Vertrauen und Bestätigung. Ersteres würde in vollständiger Überwachung und damit vollständigem Verlust eigener Motivation zu Gunsten von angstgetriebenem Verhalten enden. Damit ist kaum mehr Staat und sicher nicht wirtschaftlicher oder gemeinschaftlicher Erfolg zu erreichen. Nur auf Vertrauen und Bestätigung zu setzen, unterschätzt dagegen die destruktiven Möglichkeiten und Impulse von Menschen. Menschen sind kooperativ, friedliebend, gerechtigkeitsaffin und altruistisch. Sie sind aber auch wettbewerbsorientiert, streitfähig, verteidigungsbereit und autonomieliebend. Eine Organisation muss mit beidem zurecht kommen. Daher braucht es immer beides: Kontrolle und Vertrauen, Bejahung und Verneinung, Bestätigen und Sanktionieren.