Tribunale in Teams
Reflexion im Team bedeutet oft auch die Notwendigkeit, dass sich Teammitglieder untereinander Feedback geben. Nur – viele haben das schon erlebt: Das Feedback kann zu einem Tribunal werden. Endlich wird mal gesagt, was Sache ist! Und selbstverständlich ist klar, wer der Schuldige ist!
Feedback in Teams kann schnell entgleisen – darum wird es instinktiv häufig gemieden. Es entgleist,
- weil Aufschaukelungsprozesse entstehen,
- weil Rabattmarken eingelöst werden,
- weil man, wenn man schon mal das eine Thema anspricht, auch noch das andere ins Spiel bringt,
- weil sich der Fokus am Negativem, am Vorwurf, am Angriff bildet,
- weil Gegenwehr, Gegenangriff oder innere und äußere Flucht die Antwort bilden.
Aus diesem Grund ist es wichtig sich klar zu machen, dass es bei Feedback darum geht, eine Differenz zu setzen zwischen der Selbstbeobachtung des Einzelnen (oder mehreren) und der Fremdbeobachtung von anderen. Diese Differenz stimuliert Reflexion in den Betroffenen und ermöglicht in der Folge Ver-Lernen oder Nicht-Lernen. Daraus kann man ableiten, dass ein Feedback umso wahrscheinlicher produktiv ist, je mehr es an schon vorhandene Selbstbeschäftigungsprozesse der Betroffenen anknüpft. Gibt es im Betroffenen keine innere Instanz, die vielleicht schon irgendwann so ähnlich gedacht hat wie der Feedbackgeber, dann sind defensive Nicht-Lern-Reaktionen wahrscheinlich („Da bin ich ja aus allen Wolken gefallen! Der spinnt wohl mir so was zu sagen!“). Sofern man nicht Grund zur Annahme hat, dass man mit dem Feedback auf schon vorhandene Reflexion trifft, sollte man solche Beobachten nie im ersten Schritt im Team (=Öffentlichkeit) mitteilen, sondern immer erst im geschützten Raum des Zweiergesprächs.