Bewusst
Die Unterscheidung in bewusst und unbewusst hat eine sehr lange Tradition. Wir nehmen sie hier in abgewandelter Form auf. Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch zur Reduktion von Komplexität entscheiden muss, welche Bewusstseinsereignisse er wissentlich wahrnehmen will und welche unentdeckt bleiben sollen. Dieser Entscheidungsrahmen ist zum Teil vordisponiert (üblicherweise beschäftigen wir uns nicht bewusst mit Atmung, Verdauung oder der benutzten Grammatik). Zum anderen Teil ist er geprägt von den eigenen Erfahrungen und Erlebnissen (also der persönlichen Geschichte). Eine bestimmte Prominenz hat die Bezeichnung „Blinder Fleck“ bekommen. Er meint Vergleichbares: Etwas, was andere wissen, aber der Betroffene nicht. Wenn etwas bewusst ist, dann bekommt es eine Bedeutung (also z. B. keine, wenn man ein Feedback nicht annimmt). Um sich mit der Bedeutung von etwas zu beschäftigen (siehe Reflexion), muss es wiederum zunächst bewusst sein. Die Verschiebung von nicht-bewussten seelischen Ereignissen ins Bewusstsein gilt in vielen Beratungsschulen daher als ein wesentliches Merkmal von Veränderung (Freud: „Wo ‚Es‘ war, soll ‚Ich‘ werden“). Wir unterscheiden uns jedoch in der Definition von bewusst sehr von der klassischen tiefenpsychologischen Vorstellung von fixen „Bereichen“ (DAS Bewusste, DAS Unbewusste). In unserem prozessuralen Verständnis der Psyche erscheinen seelische Dynamiken als Gewebe von Impulsen, welche in unterschiedlichem Ausmass bewusst oder unbewusst, reflektiert oder automatisiert sind.