Selbstreflexion
Im Hinblick auf Veränderung ist die Unterscheidung, ob man etwas bewusst oder reflektiert tut, von hoher Bedeutung. Man kann sehr wohl etwas bewusst tun (etwa: Ich weiß, dass ich dem anderen Vorwürfe mache), ohne die Funktion und das Motiv des Verhaltens zu kennen. Reflexion fokussiert auf die Bedingungen unter denen etwas stattfindet. Die Differenziertheit und die Mittel mit denen jemand über das, was er denkt, fühlt und tut, Bescheid weiß, unterscheiden sich bei Menschen enorm. Daher ist das zur Verfügung Stellen von Reflexionskompetenz – Bezeichnungen, Herleitungen, Zusammenhänge, gedankliche Modelle, theoretische Konzepte u.a.m. – auf Seiten des Beraters oft so wirksam. Je mehr jemand einfach das lebt und tut, was er für sinnvoll hält, ohne dies einer Reflexion zu öffnen („Das gehört sich so!“), desto weniger Freiheitsgrade kultiviert er und desto eingeschränkter ist seine soziale Anbindungsfähigkeit bzw. seine Fähigkeit Konflikte zu bearbeiten. Reflexion bringt immer Kontingenz ins Spiel („Es könnte auch anders sein!“). Daher sind Reflexionsverbote oft von Ängsten motiviert. Beratung, die nur auf Reflexion setzt, wird daher häufig an diesen Reflexionsverboten scheitern. Hier braucht es andere Vorgehensweisen.