Prägnant
Die Unterscheidung in prägnantes und diffuses Erleben ist von ganz besonderer Bedeutung, da sie ein gewisses Schattendasein innerhalb der Psychologie und der Beratungsschulen führt. Gleichzeitig hat sie aber im Hinblick auf Veränderungswirksamkeit beim praktischen Arbeiten hohe Bedeutung und Wirksamkeit. Prägnant ist die Selbstwahrnehmung dann, wenn das Wahrgenommene differenziert mit eigenen Worten (und nicht Klischees) beschrieben werden kann, wenn es umfassend – also körperlich, sensorisch und emotional – erlebt wird und es im Kontakt deutlich und wahrnehmbar ausgedrückt werden kann. Sehr oft kann jemand über seine Angst gut sprechen, aber er kann sie nicht zeigen. Oder jemand zeigt seine Trauer, und sobald er das Gegenüber anschaut, verschwinden die Tränen. Die meisten Menschen brauchen vom Berater ausgesprochen intensive Unterstützung, um ihr Erleben prägnant werden zu lassen – vor allem, wenn es um zuvor verdrängte oder abgelehnte Selbstrepräsentanzen geht. Auf Seiten des Beraters ist viel Übung und Selbsterfahrung nötig, um hier mit der gebotenen Eindeutigkeit und Unerschrockenheit, aber auch Feinfühligkeit und Akzeptanz dem Klienten Unterstützung anzubieten.