Motivation und Mitgliedschaft
Wie schaffen es Organisationen Menschen zur Mitgliedschaft zu bewegen? Der metatheoretische Anknüpfungspunkt ist, wenn es um psychische Motivation geht, immer die Bedürfnisregulation: Menschen tun etwas, weil Bedürfnisse befriedigt werden können oder weil unangenehme Gefühle (Ängste) verschwinden, und sie tun etwas nicht, weil Bedürfnisbefriedigung schwer oder unmöglich wird oder weil unangenehme Gefühle (Ängste) aufzukommen drohen.
Stefan Kühl listet in seinem – sehr empfehlenswerten – kleinen Einführungsbuch zu Organisationen fünf Varianten auf, wie Organisationen Mitgliedschaft stimulieren: Geld, Zwang, Identifikation mit dem Zweck der Organisation, Attraktivität der Handlungen und Kollegialität (hier der Link zum Buchauszug, den uns Prof. Kühl freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat). Untersucht man den Bezug zur Bedürfnisregulation, sieht man, dass alle genannten Möglichkeiten einen direkten Link zu Grundbedürfnissen haben: „Geld“ ermöglicht Sicherheit und Freiheit und reduziert Ängste, „Zwang“ unterbindet Freiheit und reduziert Angst vor eigenen Entscheidungen. „Identifikation mit dem Zweck“ ermöglicht Einzigartigkeit und Zugehörigkeit und reduziert Identitätsängste und die Angst vor Verantwortung. „Attraktivität der Handlungen“ ermöglicht Einzigartigkeit und Freiheit und reduziert Angst vor Anpassung, Routinen und Disziplin, Kollegialität ermöglicht Nähe und Zugehörigkeit und reduziert Angst vor Isolation und Ausgestossen-Sein. Es ist nicht zufällig, dass das Grundbedürfnis „Distanz“ nicht vorkommt, da Menschen, die dies besonders wollen, eher in der Selbständigkeit landen. Sie versuchen sich von Organisationen und den damit einhergehenden Abhängigkeiten und Kommunikationspflichten (Nähe!) fernzuhalten.