Kommunikationswege
Jeder, der mit Organisationen zu tun hat, kennt sie: Organigramme. Sie informieren darüber, wer wofür in einer Organisation als Adresse für Kommunikation fungiert: „Ah, damit müssen Sie mit der Abteilung xy sprechen!“ oder „Den Antrag bearbeitet Herr Müller vom Einkauf!“. Dabei ist das Organigramm nur der sichtbare, aktenkundige Teil der Kommunikationswege, da im realen Leben die Entscheidungswege nicht unbedingt der Aufbau- oder Ablauforganisation folgen. Die Organisation der Organisation (Luhmann) erfordert definierte Verknüpfungen (Wer mit wem worüber und wann?) und Richtungsangaben (Wer muss von wem wann Entscheidungen annehmen?), die zur Beachtung angeboten werden bzw. deren Nicht-Beachtung unterschiedliche Sanktionen nach sich zieht.
Kommunikationswege regeln also Verantwortlichkeiten mit Hilfe fachlicher und hierarchischer Kompetenzen (Sozialdimension), sie regulieren den Wissensfluss (Sachdimension) und sie etablieren einen zeitlich gerichteten Ablauf (Zeitdimension). Damit wirken sich Kommunikationswege auf alle Leitprozesse der Organisation aus: Sie sind ständigen Reformationswünschen ausgesetzt, müssen Ausnahmen bearbeiten, grenzen Risiken ein, unterbinden oder ermöglichen Informationsaustauch, richten Aufmerksamkeit nach innen oder außen aus, be- oder entschleunigen Arbeitsprozesse, definieren Kontrollstellen, schließen von Entscheidungen aus oder ein und sortieren Kompetenzen an die passenden Wegzweigungen.
An dieser Auflistung aller neun Leitprozesse wird erkennbar, dass Organisationen nicht ausreichend verstanden werden können, wenn man sie als Ansammlung von Handlungsaktivitäten ansieht. Das hat Folgen, denn Handlungen lassen sich weitgehend kontrollieren, Kommunikation nicht.