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Verantwortungsleugnung

„Ich bin nicht schuld!“ Diesen seelische Reflex kennen vermutlich alle und er ist ein wichtiger Nährstoff für die Konfliktdynamik. Wenn wir Menschen nicht die Fähigkeit entdeckt hätten, anderen oder den Umständen die Schuld an den Verhältnissen geben zu können, dann gäbe es keine Konflikte, sondern nur ein Ringen um gute Entscheidungen. Denn die meisten Konflikte gehen im Laufe ihres Wachsens in die Klärung von Schuldfragen über. Schiebt man dem Außen die Schuld zu, vernichtet man auch mehr und mehr das Bewusstsein über die eigenen, zirkulär wirksamen Beiträge zum Konfliktgeschehen und dessen Start.

Diese Leugnung der (Teil-)Verantwortung für die Konfliktsituation braucht es, damit die Dynamik in Schwung bleibt. Auf Seiten des Psyche hat dies einen großen Nachteil: Teilhabe an Konflikten vergrößert das Selbstwahrnehmungsdefizit und geht damit mit einem Verlust der Selbststeuerungsfähigkeiten einher.  Menschen werden in Konflikten also „ärmer“ an Möglichkeiten. Dies hat dann wiederum einen Effekt auf die soziale Konfliktdynamik, da es sofort unwahrscheinlicher wird, dass deeskalierende Ereignisse ins Spiel kommen. Das ist einer der Gründe, warum es so oft die Beteiligung Dritter oder zumindest „Reflexionspausen“ braucht, um aus der Haltung „An mir liegt es nicht“ als Person wieder herauszufinden.