Narzisstische Blendung
Es gibt psychodynamische Muster, deren Symptomatik es ist, auf der Selbstausdrucksebene andere Menschen beeindrucken zu wollen (bzw. es zu müssen). Man nennt diese Muster häufig narzisstisch. Menschen, die mit einer solchen inneren Welt leben, haben von klein auf kaum Resonanz auf ihre eigenen Impulse bekommen, sondern konnten immer spüren, was andere in ihnen sehen wollten. Dadurch fingen sie an, anderen Menschen das zu zeigen, was deren Bild von ihnen oder ihren Erwartungen entsprach (z.B. Papas kleine Prinzessin oder Mamas kleine Freundin). Menschen, die von Kindheit an eine Rolle spielen müssen, um Resonanz zu erfahren, haben daher körpersprachlich oft etwas sehr Einnehmendes, Gewinnendes, Beeindruckendes, aber eben oft auch etwas Eitles oder Selbstgefälliges. In der eigenen Resonanz merkt man das als Berater oft dadurch, dass man in eine Art Sog gerät, jemanden gut oder sympathisch finden zu sollen. Es ist eine subtile Manipulation spürbar, die nicht dadurch wirkt, was jemand tut, sondern durch die Art wie. In der Metapher gesprochen: Er blendet. Wer genau hinschaut, kann das Masken- oder Fassadenhafte, das gewollt Schöne und Ideale erkennen. Dies zu übergehen ist als Berater (und auch sonst) ein Fehler, da Menschen mit solchen Mustern oft wenig kontaktfähig sind. Sie tun sich dadurch schwer, loyal zu sein, zu vertrauen und verbindliche Beziehungen einzugehen, die nicht auf Bewunderung und Abhängigkeit beruhen.