Funktion des Pols „Durchsetzend“
Stabile Verhältnisse zeichnen sich im sozialen Kontext u.a. durch „Frieden“ aus. Es gibt eine akzeptierte Ordnung, Regeln, an die man sich hält, Werte, die man teilt, Normen, die durchgesetzt werden. Womit wir schon beim Begriff „durchsetzend“ gelandet sind. Soziale Ordnung ist auf Durchsetzungskraft angewiesen. Diese Kraft ist in sich paradox. Durchsetzen kann und muss sich etwas immer gegen etwas anderes. Gibt es keine Alternativen, muss sich nichts durchsetzen, da es einfach das Geschehen bestimmt. Fertig. Setzt sich allerdings eine Alternative gegen eine andere durch – etwa: dorthin und nicht hierin in den Urlaub oder diese Steuergesetze und nicht andere – dann ist diese Ordnung immer angreifbar. Sie lädt zu Konflikten ein, weil sich immer die unterlegenen oder neue Alternativen ins Spiel bringen lassen oder ins Spiel kommen.
Deshalb braucht es den Pol „Durchsetzend“ in der Konfliktdynamik, da er für Schaffen, Erhalt und Veränderung von Ordnung notwendig ist. Das kann unauffällig geschehen (Strafzettel!) oder sehr auffällig (Krieg). Das kann gesittet (Gesetzgebungsverfahren, Gerichtsvollzieher) oder weniger gesittet (Rufmord, Schlägerei) passieren. Wie immer die Form ist, die Funktion ist die Gleiche: Ordnungen, Bestehendes, „Gutes“ werden verteidigt oder bekämpft, im Kleinen („Nein, heute keine Mütze!“) oder im Großen („Ab heute wird geschossen!“). Frieden kann ohne Konflikt nicht herrschen. Konflikt findet ohne Frieden kein Ende.