Zukünftige Gegenwart
Die Zukunft ist meist anders als man denkt. Die zukünftige (= eintretende) Gegenwart unterscheidet sich von der gegenwärtigen (= erwarteten) Zukunft. Dieser Unterschied ist für die Regulation von zeitlichen Systemen elementar. Verwechselt ein System seine eigenen Zukunftserwartungen und -pläne mit der real eintretenden Zukunft, wird es blind für das, was kommt und sieht stattdessen, was es sehen möchte. Das kann tödlich oder im Konkurs enden.
Dies ist jedoch häufiger der Fall, als man glauben möchte. Stichworte dafür sind Tunnelblick, Verblendung, Verbohrtheit, Planungsfixierung, Nicht-wahr-haben-wollen oder Scheuklappen. Soziale wie psychische Systeme können sich so sehr auf ihre gegenwärtigen Zukunftsbilder fixieren, dass sie blind werden für das, was andere schon lange wahrnehmen: Dass die kommenden Verhältnisse anders sein werden als angenommen.
Speziell in Organisationen erzeugt die paradoxe Verfasstheit der Zeit (Die Zukunft ist gleichzeitig offen und geschlossen!) das Phänomen, dass einerseits geplant werden muss und diese Pläne robust gehalten werden müssen und andererseits es einen Plan B braucht und die Bereitschaft sich auf ganz Anderes einzustellen. Letzteres wird öfter einmal vernachlässigt.