Soziale Entscheidungsstabilität
Wie werden (in Organisationen) Entscheidungen stabil und verbindlich, wo sie doch immer auch anders ausfallen könnten? Sachlich, indem sie richtig sind, zeitlich, wenn sich Zukunft der Vergangenheit ähnelt bzw. den Erwartungen entspricht. Und sozial?
- Konsens wäre eine Möglichkeit, wenn er nicht so lange dauern und so schwer erreichbar wäre. Alle Betroffenen zusammenzuholen bleibt sowieso meist illusionär. Zustimmung zur Entscheidung bedeutet darüberhinaus selten, dass diese im Alltag stabil bleibt, wenn die Konsequenzen der Entscheidung erfahrbar werden. Dann macht man es doch anders oder fängt neu das Diskutieren an. Das ist Alltag in Organisationen.
- Motivation ist eine weitere Option. Man verspricht Belohnung oder stellt Strafe für den Fall einer Nicht-Beachtung der Entscheidung in Aussicht. Diese erzeugt Opportunitätskosten (Macht ist teuer) und fördert Opportunismus (Söldner, Karrieristen oder Sklaven ändern ihre Ziele, sobald ein anderer mehr bezahlt, Besseres verspricht oder man dem Druck entfliehen kann). Eine Sonderform der Motivation ist das Bilden einer Anhängerschaft: Alle folgen dem Leader, der Vision, der Mission, dem großen Ziel. Der Nachteil dieser Variante, die mit „Sinnstiftung“ als Motivationsmittel arbeitet, ist die entstehende Unflexibilität und alle Nachteile die milde Formen des Fanatismus so mit sich bringen: Verlust von Alternativen, Group-Thinking, Konfliktstimulation, narzisstische Verblendung, Burnout-Gefährdungen etc.
- So bleiben rechtliche Mittel, die ein Erschweren der Änderbarkeit (=Verträge) mit sich bringen. Diese Variante eignet sich nicht für alle Entscheidungen (in Organisationen) und lebt von Sanktionsmöglichkeiten und -willigkeit bei Vertragsbruch.
Man sieht, es sind vergleichsweise schwache Mittel. Darum ist Instabilität von Entscheidung auf der sozialen Ebene das Erwartbare. Konflikte, Diskurse, Verhandlungen, Neuverhandlungen, Boykott, Hintergehen, Lug und Trug, Hoffen und Enttäuschtwerden müssen als zu regulierende Phänomene in Organisationen angesehen werden, nicht als etwas, das sich unterbinden lässt!