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Kontingenz

Kontingenz ist ein Begriff der darauf aufmerksam macht, das etwas so oder auch anders sein könnte. Kontingent ist etwas, wenn es weder sicher noch ausgeschlossen ist. Da in der Welt das allermeiste auch anders sein könnte, als es ist (z.B. andere Menschen oder das Wetter), brauchen alle Systeme – Psyche, Gruppen, Organisationen – die Fähigkeit auszuwählen, zu fokussieren, zu ignorieren, zu ordnen, Erwartungen auszubilden und sich enttäuschen zu lassen u.v.a.m.

Systeme gestalten die Welt, indem sie entscheiden, welche Unterschiede sie machen und aufrechterhalten (Ich bin Manager und nicht Bauer; Wir sind Vertrieb und nicht Golfclub; Wir produzieren Fensterglas und nicht Abführmittel). Systeme können die Welt nur sehr begrenzt verändern, aber sie können verändern, welche Umwelt sie wählen und wie sie auf diese reagieren. Damit ermöglicht die Kontingenz der Welt Wahlmöglichkeiten und schafft dadurch Sinn, Verantwortung und Freiheit.

An die Kontingenz der Welt ist aber auch gebunden, dass für alle Systeme Unsicherheit ein untilgbares Phänomen ist. Unsicherheit muss daher in einem gewissen Umfang in Sicherheit verwandelt werden, sollen Systeme Bestand haben.



2 Comments

  1. JGP

    Die Frage, die sich unter diesem Begriff auch stellt, ist, in wieweit der Begriff Kontingenz nicht in den Plural gesetzt werden sollte, also Kontingenzen oder Web von Kontingenzen. Warum? Wenn wir von zwei Beobachtern (Teilnehmern) in der Kommunikation ausgehen, gibt es eine doppelte Kontingenz (Fritz B. Simon). Gehen wir beispielsweise von 2 mal 2 Beobachtern aus, gibt es 2 doppelte Kontingenzen. Führen wir diesen Gedanken weiter und wenden ihn auf die gesamte Organisation an, die aus metatheoretischer Sicht aus Kommunikationen besteht, dann ergeben sich mannigfache Kontingenzen, die im dynamischen Zusammenspiel dennoch Stabilität erzeugen, setzt man voraus, dass die Organisation ihre Leistung bzw. Produkte am Markt (noch) absetzen kann.

    Also kann der Kontingenz(en)begriff nicht ohne seinen Gegenpol „Stabilität“ gedacht werden, oder?

    • Klaus Eidenschink

      Genau – weil es so viele Kontingenzen gibt, braucht eine Organisation Möglichkeiten der Reduktion, um sich nicht in Beliebigkeit aufzulösen. Sie entwickelt daher „Muster“, die die meisten Möglichkeiten ausfiltern. Unsicherheitsabsorption ist das Stichwort dazu.
      By the way: Die Gegenbegriffe zu kontingent sind unmöglich und notwendig, nicht Stabilität (da auch kontingente Entscheidungen stabil gehalten werden können).

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