Gefühlsarmut
Eine besondere Herausforderung für die Begleitung von Veränderungsprozessen ist es, wenn Klienten wenig oder keinen Zugang zu ihren Gefühlen haben. Da Gefühle eine recht grundlegende Form der inneren und äußeren Orientierung sind (siehe Affekte), werden Menschen, die diesen Erlebnisraum sehr eingeschränkt haben, für sich und andere schwer verständlich, einschätzbar und nahbar. Zudem können sie sich ihrerseits nur begrenzt in die Motive anderer „einfühlen“(!). Im Arbeitskontext – aber nicht nur dort –werden sie oft als problematisch wahrgenommen (auch wenn sie oft eine sehr gute Arbeit machen). In Beratungssituationen entsteht leicht ein Teufelskreis, wenn sie auch dort etwas spüren sollen. Man kann nicht auf Kommando fühlen! Daher ist es im Umgang mit solchen Menschen sehr wichtig, ein Kontaktangebot zu machen, das es attraktiv macht, das Hemmen der Gefühle wieder zu lockern und damit dem Zeigen von Gefühlen eine innere Basis zu geben. Ein solches Kontaktangebot ist u.a. dadurch gekennzeichnet, dass dort, wo der Klient körpersprachlich zeigt, dass er emotional reagiert, es selbst aber leibhaftig nicht merkt, der Berater diese oft sehr subtilen Signale aufgreift, benennt und seine eigenen Gefühlsreaktionen ausdrückt (ohne damit eine Absicht zu verbinden). So kann nach und nach eine Form der Bezogenheit entstehen, aus der der Klient den Reichtum seiner Gefühlsregungen wieder zu ahnen beginnt und sich danach sehnt, diese mit anderen zu teilen.