Erfahrung der Organisation
In der alten griechischen Philosophie wurde Erfahrung als Kenntnis des Besonderen (im Gegensatz zu Wissen als Kenntnis des Allgemeinen) verstanden. Erfahrung hat ein System, wenn es Vergangenheit hat, also speichern und erinnern kann. So entstehen Gewohnheiten und vermeintlich Selbstverständliches („So ist die Welt!“ = So funktioniert Einkauf oder so macht man Vertrieb oder so geht man mit Mitarbeitern um etc.). Erfahrung erzeugt zugunsten von Selbstverständlichkeiten immer auch partielle Blindheit!
Organisationen haben – wie alle Systeme – somit Erwartungen an Situationen und sind irritiert, wenn diese nicht eintreten. Dadurch kommt der Entscheidungszwang auf, der hier Leitprozess Vergangenheitsbehandlung genannt wird: Die Organisation muss entscheiden, ob die vorhandene Erfahrung beibehalten wird oder Neues gelernt wird, also sich eine neue Erfahrung und neue Erwartungen ausbilden. Die Fähigkeit einer Organisation das Wissen darüber wach zu halten, dass „es auch ganz anders sein könnte“ als sie glaubt, bestimmt darüber, wie kunstvoll sie den Leitprozess Vergangenheitsbehandlung handhaben kann. Denn Veränderung geht immer auch mit einer Veränderung von Erfahrungen einher!