Wahrheit und Konflikt
Es kann nur eine Wahrheit geben! Ist das wirklich so? Wer aber hat recht? Ein Merkmal von Konfliktkommunikation ist es, dass sie versucht dies zu klären. Warum aber eigentlich ist es so wichtig, dass einer recht hat oder bekommt? Die Antwort ist einfach und pragmatisch. Es ist nicht immer möglich, dass beide oder alle recht bekommen oder behalten dürfen. In solchen Fällen brauchen soziale Systeme eine Form mit der Situation umzugehen. Es gilt sich für eine Wahrheit zu entscheiden, damit man (gemeinsam) handeln kann, einen Fokus für den Einsatz von vielen Kräften und Ressourcen hat. In der Familie wird das Urlaubsziel entschieden, damit nicht der eine die Steigeisen, der andere die Luftmatratze einpackt, und man dann eins von beiden nicht braucht. Scheinbar ist das trivial. Aber es gibt immer wieder die Ansicht zu lesen, man könnte sich „Zweinigen“, also sachlich Gegensätzliches unter dem Mantel der Toleranz und Wertschätzung sozial einigen. Selbstverständlich gibt es Fälle, wo das geht. Besteht jedoch ein Zwang zur sachlichen (Wie? Wo? Was?) oder der zeitlichen (Wann?) oder sozialen (Wer?) Einigung, dann ist das keine Option. Dann wird einander widersprochen und einer wird seine Wahrheit – für diesmal oder eine zeitlang – aufgeben oder hintenanstellen (müssen).