Visionen
Visionen polarisieren die Organisationstheoretiker. Die einen sehen sie als unentbehrlich an, die anderen verdammen sie. Visionen werden zumeist als ‚Großziele‘ gehandelt: Eine Zukunftsvorstellung, die alle eint, alle Kräfte bündelt, alle Ressourcen auf einen Zweck ausrichtet, alle Erfolgserwartungen zusammenschweißt und die Organisation mit Robustheit bei Schwierigkeiten und einer attraktiven Identität versorgt. Damit stehen Visionen in einer gewissen Distanz zu einem situationsbezogenen Pragmatismus, der sich um die Probleme kümmert, die jeder neue Tag bereithält. (siehe Helmut Schmidt mit seinem Bonmot: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“).
Entlastet man den Begriff von den oben angeführten Funktionen und beschränkt ihn auf die eine Funktion, dass es Ziele gibt, die Mitglieder einer Organisation besonders motivieren, dann ist es sinnvoll, diesen Begriff zu benutzen. So kann er Zwecke markieren, die in der Kommunikation des Unternehmens nach innen wie nach außen, Attraktivität wahrscheinlich machen. Aus Mitgliederperspektive kann es sehr reizvoll sein, an einer großen Innovation mitzuwirken, Teil von etwas Außergewöhnlichem zu werden oder einfach nur „angeben“ zu können. Aus der Perspektive der Umwelt der Organisation kann eine Vision Erkennbarkeit, Unterscheidbarkeit und damit Aufmerksamkeitsattraktor sein. Das sichert Medieninteresse, steigert den Markenwert etc.
Visionen in diesem engen Sinn des Begriffs erscheinen so, als ein Instrument, welches in bestimmten Situationen in den Leitprozesse Vernetzung, Personal, Vergangenheits- und Zukunftsbehandlung enorme Zuwächse an Möglichkeiten generiert.