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Vertrauen in Systeme

Luhmann beschreibt sehr genau, dass sich Organisationen nicht über persönliches Vertrauen, also Vertrauen zwischen Personen, bilden können. Das funktioniert in Teams und Familien, darum sind dort Vertrauenseinbußen oder ein besonders ausgeprägtes Vertrauensklima auch besonders auswirkungsreich. Nicht zuletzt deshalb unterscheiden sich Organisationen und Teams bzw. kleine Unternehmen so stark voneinander.

Bei Organisationen müssen die Mitglieder in das System „Organisation“ Vertrauen investieren: also in die Lohnbuchhaltung und nicht in den jeweiligen Lohnbuchhalter! Dieses Vertrauen kann natürlich durch Fehlverhalten des Lohnbuchhalters (auch nachhaltig) erschüttert werden, aber es ist nicht ursächlich an sein Verhalten gebunden.

Vertrauen in Systeme (Luhmann) ist eine relativ junge Errungenschaft der Gesellschaft und ermöglicht sehr viel Komplexität. Sie setzt auf Seiten der Personen allerdings eine Leistung voraus, die nicht so selbstverständlich ist. Zwischen Personen entsteht Vertrauensbereitschaft durch Affekte wie Zuneigung, Sympathie oder Ablehnung und Antipathie, die dann üblicherweise auch zeitlich sehr stabil sind („Dem vertraue ich nie wieder!“). Vertrauen in Systeme zu setzen, für die man nichts empfinden kann, braucht dadurch eine kulturelle „Ausbildung“, die bisweilen etwas arglos und vorschnell vorausgesetzt wird.