Umgang mit Scham
Ein nicht leicht zu handhabendes Phänomen in Beratungen sind Schamprozesse im Klienten. Scham erschwert Sich-Zeigen enorm oder macht es gar unmöglich. Scham erleben viele Menschen als besonders schreckliches Gefühl. Kompetente Berater sind kontinuierlich achtsam für kleine Anzeichen möglicher Scham. Zu übersehen wenn jemand sich schämt, hat oft Folgen. Jemanden direkt zu beschämen, wirkt sich so gut wie immer schlecht aus. Die Klienten werden misstrauisch, fühlen sich nicht gut aufgehoben und ziehen sich innerlich zurück. Was tun? Scham mildert sich, wenn man sich damit nicht allein weiß. Der Satz „Das ist mir auch schon mal passiert!“ tut meist ein klein wenig gut, im Gegensatz zu dem Satz „Das ist doch nicht so schlimm!“. Scham braucht taktvolles Benehmen. Schamvolle Repräsentanzen im Klienten wollen meist nicht sprechen, oft wollen sie auch keinen Blickkontakt. Jedes Drängen ist problematisch. Gelassenes dabei Sein, feinfühliges Bestätigen, dass es sehr unangenehm ist, sich zu schämen, sind die Bedingungen dafür, dass Klienten sich mit der Scham beschäftigen können und vorsichtig erforschen, was es mit der Scham auf sich hat. Scham kann nämlich Ausdruck einer vergangenen unangemessenen Beschämung sein. Dann ist sie ein Ersatzgefühl für Wut. Oder sie ist ein Signal dafür, etwas sehr Intimes preiszugeben, dann ist sie der Beginn einer neuen Begegnungsmöglichkeit.