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Rollen

Eine wesentliche Errungenschaft der gegenwärtigen Gesellschaft ist, dass Menschen nicht mehr gesamthaft vom sozialen Feld vereinnahmt werden. Wer früher im 12 Jahrhundert Bauer war, war auch Leibeigner, durfte keinen Handel treiben, hatte nur sehr eingeschränkten Zugang zu Gerichten, musste den Glauben seines Fürsten annehmen, durfte nicht studieren, durfte nur in seinem Stand heiraten und hatte keinen Aufstiegschancen und damit keine Veränderungsperspektive.

In der Gegenwart haben sich die unterschiedlichen Funktionssysteme der Gesellschaft getrennt und der Mensch ist zunächst nur Mensch. Im nächsten Schritt ist er dann Teilnehmer am Politik-, Rechts-, Wirtschaft-, Erziehungs-, Wissenschaft-, Religions- oder Kunstsystem. Er hat in der Gesellschaft viele unterschiedliche Rollen inne, die voneinander unabhängig sind. Wer aus der Kirche austritt, verliert nicht das Recht auf Bildung oder Eigentum. Wer Konkurs macht, darf weiter sich um ein politisches Amt bemühen etc.. So haben Menschen gelernt oder müssen es lernen, sich nicht mit den Rollen zu verwechseln, die sie innehaben. Das ist psychisch durchaus anspruchsvoll („Bin ich noch wertvoll, wenn ich arbeitslos bin?“).

Rollen beinhalten bestimmte Erwartungen, die an sie gerichtet sind („Mach Deine Hausaufgaben!“). Organisation sind darauf angewiesen, dass Mitarbeiter Rollen einnehmen können (z.B. Mitglied der Organisation) und in diesen Rollen prinzipiell austauschbar sind und bleiben. Daher braucht es für die Teilhabe an der modernen Gesellschaft eine von Rollen weitgehend unabhängige Selbst(wert)regulation.