Medium Wahrnehmung
Teams „schwimmen“ im Medium wechselseitiger Wahrnehmung. Man kann der Wahrnehmung der anderen nicht entkommen und man kann die anderen nicht nicht wahrnehmen. Alles hat Bedeutung, egal ob man spricht oder nicht, sich einmischt oder es bleiben lässt, egal welche Mimik man an den Tag legt, mit welchem Tonfall man spricht, welche Körperspannung man hat – um nur einiges zu nennen. In Gruppen ist diese wechselseitige Wahrnehmung aller Mitglieder die grundlegende Interaktionsebene. Denn man kann sehen, dass man gesehen wird (oder nicht). Man kann verbergen, was man denkt, aber man kann nicht verbergen, wie es sich körpersprachlich ausdrückt, dass man etwas nicht ausspricht. Und der andere muss nicht bewusst reflektieren, dass jemand etwas nicht ausspricht. Aber er wird es subtil wahrnehmen und meist unbewusst auch darauf reagieren, etwa mit Verunsicherung und Vorsicht. Diese Vorsicht ist dann evtl. gepaart mit Phantasien: „Ich glaube, der mag mich nicht und traut mir nichts zu!“. Eine solche Phantasie prägt dann wiederum das Verhalten, auf das der andere reagiert. So bilden sich schnell sehr stabile Muster in Gruppen. Diese Wahrnehmungsvorgänge laufen im Übrigen auch am Telefon oder in Videokonferenzen ab. Alle musterbildenden Interaktionen – Bestätigen und Sanktionieren – gründen auf diesen reziproken Wahrnehmungsvorgängen.
Dies ist für das Verstehen und Verändern von Interaktionsmustern entscheidend, weil die Beschränkung der Beobachtung auf sprachliche Kommunikation eine dem Phänomen „Gruppe“ vollkommen unangemessene Reduktion darstellt. Bei der Leitung von Teams muss man ebenso wie in der Beratung diese Vorgänge verstehen, sonst verliert man essentielle Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten.