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Macht als Selektionsverstärkung

Systeme müssen gewählte Alternativen nicht jeden Tag neu in Frage stellen („Wo arbeiten wir heute und was wollen wir herstellen?“). Das wäre zu aufwändig!

Wie kommt die erforderliche Stabilisierung zustande? Wie bleiben Alternativen ausgeschlossen? Wie findet Gewähltes Akzeptanz? Um zeitliche Stabilität zu erzeugen, muss eine Asymmetrie am Werk sein: Die Vergangenheit muss über die Zukunft herrschen! Diese zeitlichen Asymmetrie braucht eine soziale Entsprechung! Das Asymmetrie-Phänomen, welches dafür sorgt, dass Menschen relativ stabil sich an etwas orientieren und halten, nennt man alltagssprachlich Macht. Macht entsteht dort, wo Menschen die (Vor-)Entscheidungen anderer für sich übernehmen. Eine Uni hat Macht, weil wir als Patienten der Approbation unseres Zahnarztes vertrauen und nicht selbst testen, ob er bohren kann. Ein Chef hat Macht, wenn seine Mitarbeiter seine Anweisungen befolgen (und nicht umgekehrt). Solche Asymmetrien brauchen alle Systeme (selbst die Elementarteilchen), eben auch Organisationen. Das ist der Grund, warum sich bislang in Organisationen Hierarchie als besonders eingängige Form der Asymmetrie so verbreitet hat. (Wer sie abschaffen möchte, muss sagen können, welche anderen Formen stabiler Asymmetrien er statt dessen haben möchte).

Organisationen sind also auf Formen gesellschaftlich akzeptierter Asymmetrie angewiesen.