Leitprozess Zielmodus
Der Leitprozess ‚Zielmodus‘ bildet den Aspekt der Konfliktdynamik ab, der darauf zielt, welcher künftige Zustand avisiert wird. Die Frage ist: „Versucht man im Konflikt einen Zustand zu erreichen, an dem eine der Parteien sich durchgesetzt haben wird, oder wird offengelassen, was am Ende geschehen wird?“
„Gewinner-Verlierer“–Strategien – hier „durchsetzend“ genannt – sind in Konfliktdynamik deshalb so wahrscheinlich, weil meist implizit von der Annahme ausgegangen wird, dass der Konflikt zeitlich begrenzt ist. Der Gegner wird unterworfen, Fall erledigt. Dies setzt ein „endliches Spiel“ voraus (Urteil in letzter Instanz, Ermordung des letzten Thronfolgers, etc.). In diesem Fall kann der Verlierer (!) mit Anerkennung seiner Niederlage und Zustimmung zu den Forderungen des Siegers die Konfliktdynamik beenden. In einem „unendlichen Spiel“ ist jede Durchsetzung auf Zeit und muss sich gegen revanchistische Folgeprozesse wappnen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Deshalb ist es so entscheidend, ob im Zielmodus der andere Pol „Unentschieden“ als wählbare Alternative im Spiel bleibt. In „unendlichen Spielen“ – und die Mehrzahl der Konflikte bewegt sich in solchen – sind zeitstabile Durchsetzungssiege unwahrscheinlich und drohen, in Racheketten und Vernichtungskriegen („Gemeinsam in den Abgrund“, F. Glasl) zur Schadensmaximierung zu führen. Konfliktstrategien, die im Blick behalten, dass ein Vergleich die durchaus gewinnbringendere Wahl sein könnte, behalten ihre Flexibilität. Wird von vornherein auf Kompromiss gesetzt, kann dies als Unterwerfung ausgelegt werden, und damit die Verhandlungsposition schwächen. Jeder weiß das letztlich. Daher gilt auch bei diesem Leitprozess: Für die funktionale Gestaltung von Konflikten braucht es beide Möglichkeiten.