Leitprozess Bewertungsmodus
Der Leitprozess ‚Bewertungsmodus‘ zeichnet sich durch folgende Entscheidungsnotwendigkeit aus: „Sind die Konfliktpartner entschieden, dass sie mit ihrer Bewertung der Konfliktsituation absolut richtig liegen oder ist es unklar, welche Art der Bewertung der Lage angemessen ist?“
Dass in Konfliktsystemen alle Parteien leicht infizierbar sind, in eine Haltung von „Rechthaben“ oder „Rechthaberei“ zu gelangen, entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung. Konflikte stimulieren das Gefühl, im Recht oder Unrecht zu sein und dieses Recht verteidigen oder das Unrecht ausgleichen zu müssen. Konfliktparteien fahren sich in der positiven Bewertung der eigenen emotionalen, moralischen und kognitiven Beschreibungen und Erklärungen fest. Damit neigt der Konflikt auch an dieser Stelle zur Asymmetrie seiner Polaritäten.
In festgefahrenen und etablierten Konfliktlagen hingegen, kann ein Aufbegehren und ein „Jetzt-ist-Schluss-mit-der-Einseitigkeit“ unabdingbar sein, um überhaupt wieder eine Situation herzustellen, in der nicht von Vornherein feststeht, was richtig ist und was falsch bzw. wer recht hat und wer nicht. Es gibt viele Beispiele, wo unterdrückte Konflikte („Die werden schon wissen, was sie tun!“) dazu führen, dass Mächtige – durchaus in bester Absicht – das Falsche tun können, weil sie alle aus dem Felde geschlagen haben, die ihnen hätten widersprechen können oder wollen.