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Verabsolutiert

Bewertungen sind Teil des seelischen und sozialen Lebens. Sie geben Orientierung und führen zu stabilen Strukturen. Personen, Teams und Organisationen brauchen Grundsatzentscheidungen darüber, was richtig und falsch ist. In Konfliktsystemen bekommt dieser Prozesse eine etwas andere Form. Die sachbezogenen Bewertungen richtig/falsch werden emotional und moralisch etikettiert. D.h. das denkerisch Richtige ist auch gefühlt das Richtige und es ist darüber hinaus auch das Gute und Wertvolle. Der eigene Standpunkt wird verabsolutiert.
Dies dient dazu, Zweifel zu beseitigen. Diese würden die Klarheit und Schnelligkeit der Reaktion in der Konfliktsituation beeinträchtigen. Der „Gerechtfertigte“ zieht mit guten Gefühlen in den Kampf. Das Konfliktsystem macht sich also die emotionale Selbstregulation mit Fokus auf den Selbstwert der beteiligten Personen zunutze, um sich zu stabilisieren. Der Konflikt schürt sich selbst und wird über moralische Aufladung („Wir sind die Guten!“) eskalierend.
Wo schon die Absolutheit herrscht, liegt es nahe, mit vergleichbarer Verabsolutierung vorzugehen. Diktaturen machen (diktatorische) Gegenrevolutionäre (“Warlords”) wahrscheinlich. So ist Verabsolutierung Fluch und Notwendigkeit zugleich, will man sich in Konfliktsystemen zurechtfinden.