Irritationskompetenz
Der Leitprozess Vergangenheitsbehandlung wird immer dann aktiviert, wenn die Organisation einer Irritation ausgesetzt ist. Irritiert werden kann eine Organisation – wie jedes System – dann, wenn es resonanzfähig auf einen Umweltreiz ist. Aufgrund der Resonanz muss die Organisation reagieren, indem sie sich mit Varianten der Bearbeitung versorgt („Weiter so oder anders?“), dann entscheidet und schließlich die gewählte Variante als neuen Standard definiert.
Irritationskompetenz einer Organisation kann man dann darin erkennen, dass sie viele Möglichkeiten hat und nutzt, um mit unterschiedlichen Umwelten verkoppelt zu bleiben und sich mit relevanten Irritationen zu versehen bzw. Routinen zu entwickeln wie die Resonanz als Irritation relevant wird.
Die Irritationskompetenz wird umso geringer sein,
- je bestimmender die Organisation oder Teilbereiche sich gegenüber den eigenen Umwelten fühlen („Was verstehen die denn schon von der Sache?!“) und je kontaktärmer die Austauschbeziehungen nach außen gestaltet werden können („Da brauchen wir uns doch nicht drum kümmern!“),
- je riskanter es ist, das bestehendem Wissen zu überprüfen („Darf ich das in Frage stellen?“) und
- je weniger die Wahrnehmungen der Mitarbeiter in den relevanten Prozessen eine Rolle spielen (etwa Meetings, in denen kein Teilnehmer etwas gefragt wird, sondern nur informiert und angewiesen wird).