Hierarchie und Entscheidung
Wenn alle wüssten, was für das vorliegende Problem die Lösung ist, dann bräuchte es keine Entscheidung, keine Kommunikation und auch keine Hierarchie. Kommunikation kommt nur deshalb zustande, weil es unterschiedliche Interessenlagen und Problemdefinitionen gibt, die mit unterschiedlichen Entscheidungsvorlieben einhergehen. Es braucht nur dann Entscheidungen, wenn etwas weder feststeht (2×2=4) noch unmöglich ist („Baut in einer Stunde ein Wohnhaus!“)!
In einem rational-funktionalen Konzept von Organisationen haben hierarchische Positionen primär Sachverstand. Hierarchen sind die Experten, die die beste Entscheidung kennen. Darum wurden auch die besten Fachleute befördert (und werden es oft noch).
Im systemtheoretischen Konzept sind Stellen in der Hierarchie primär Machtpositionen, die Interessen bearbeiten bzw. besonders wichtige Interessen vertreten sollen. Das wichtigste Interesse einer Organisation ist aber immer, dass es überhaupt zu Entscheidungen kommt („Lieber eine schlechte Entscheidung als gar keine!“). Hierarchie hat also die Funktion, für das Zustandekommen von Entscheidungen zu sorgen. Eine hierarchische Rolle beinhaltet damit die Zumutung, als jemand angesehen zu werden, der entscheidet und damit immer Interessen verletzt. Wer eine solche Rolle hat, muss das wissen.