You are here: Start

Gewalt

Gewalt nimmt dem anderen etwas, das er hat (körperliche Gesundheit), oder gibt ihm etwas, das er nicht will (Schmerzen). 

An den beiden Beispielen wird auch schon deutlich, dass Gewalt an der Psyche bevorzugt über den mit ihr verbundenen Körper verübt wird. Gewalt braucht einen Ort im Raum und findet im Hier und Jetzt statt. Allerdings sind soziale und kommunikative Elemente wie Kündigung, Ausschluss aus der Gruppe, öffentliche Bloßstellung, verbale Herabwürdigungen, Rufmord, Anschreien, Übersehen, Schweigen, Raub, Einbruch etc. ebenfalls verbreitete Formen von Gewalt. Das oben genannte Prinzip bleibt auch bei kommunikativer Gewalt bestehen: Man nimmt dem anderen sein soziales Ansehen (Selbstwertbedürfnis), Sicherheit oder Freiheit (Selbstbestimmungsbedürfnis) oder zerstört wichtige Beziehungen durch Intrigen (Bindungsbedürfnis) oder man verursacht Beschämungen (Selbstwertbedürfnis), Verunsicherung/Fesselung (Selbstbestimmungsbedürfnis) oder Isolationsängste (Bindungsbedürfnis).

In Konflikten ist sie deshalb ein verbreitetes Mittel, weil es eine Entscheidung im Konflikt erzwingen kann. Gewalt setzt unter Reaktionszwang. Man kann ihr nicht wirklich ausweichen. Aufgabe oder Gegengewalt sind so die beiden Mittel, die bleiben, wenn die Toleranz aufgebraucht ist, sich der Gewalt ohne weitere Reaktion auszusetzen. Eine solche Duldsamkeit kann ausgeprägt sein.

Auf Seiten der gewaltausübenden Partei ist mit dem Gebrauch von Gewalt in der Regel alle Hoffnung auf andere Konfliktlösungen aufgebraucht. Bisweilen kennen Menschen auch nur die beiden Pole „Ducken oder Zuschlagen“! Je rücksichtsloser eine Konfliktpartei ist, desto attraktiver wird Gewalt. Ohne Schuldgefühl oder Scham schlägt es sich leichter. In Konfliktsystemen bekommen Menschen, die wenig Aggressionshemmung entwickelt haben, oft überraschend schnell starken Einfluss. Das liegt daran, dass ihre (vermeintliche oder wirkliche) Stärke die Ängste anderer beruhigt.

Die soziale Dynamik der Konflikts fördert Gewalt, weil allein die Erwartung, dass der andere Gewalt anwendet, die Bereitschaft selbst Gewalt anzuwenden steigen lässt. Der Sog des Konflikts im Muster Sieg/Niederlage neben Drohungen und Beschuldigungen auch gewalttätige Unterwerfung zu versuchen, sollte nicht unterschätzt werden. Daher ist in allen Kulturen die Ausübung von Gewalt in unterschiedlicher Weise reguliert und geächtet.