Funktion von Reflexion
Wofür braucht es Reflexion? Wenn etwas unmöglich ist, braucht man weder darüber nachdenken ob und wie noch braucht man darüber zu kommunizieren („Wollen wir die Arme ausbreiten und in die Stadt schweben?“). Gleiches gilt, wenn etwas unabdingbar ist („Soll ich zum Essen heute den Mund aufmachen?“). Reflexion richtet die Frage auf (auch anders) Mögliches. Wenn für ein System (Psyche, Familie, Team, Organisation u.a.) etwas auch anders sein könnte, wird der gerade aktuelle Zustand befragbar bzw. rechtschaftspflichtig. Anders gesagt, dient Reflexion somit dazu, dass ein System sich in seiner Einzigartigkeit (=Identität!) vergewissert: „So bin ich, so bin ich aus dem Gestern geworden, so will ich morgen sein“.
Durch Reflexion gewinnt demnach ein System Freiheit, da es sich klar macht, aufgrund welcher Entscheidungen, es so geworden ist, wie es ist. Stellt es dabei fest, dass diese Entscheidungen das Leben in der momentanen Umwelt erschweren oder unmöglich machen, kann es sich dafür entscheiden diese Abhängigkeit anzuerkennen: Dann richtet man sich neu ein, orientiert sich um. Das System lernt aufgrund eigener Reflexion. Reflektiert es nicht (und hält an sich und seiner Identität fest), dann muss sich die Umwelt anpassen oder das System geht zugrunde.
Reflexion bearbeitet also die Pole ‚beibehalten‘ oder ‚lernen‘, in dem das System im Reflektieren sich selbst zum Thema macht: „Kann es/ich so bleiben wie bisher oder muss/will ich/es ändern?“ Mit dieser Frage als solcher ist etwas sehr Wichtiges entschieden: Egal wie lange und intensiv ein System reflektiert, es kommt nicht zu einem Abschluss. Es landet immer nur bei einer Entscheidung!. Und damit nie bei einer absoluten Wahrheit, einem Wesenskern, einer Notwendigkeit, sondern immer bei einer Setzung (die auch anders sein könnte!)