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Funktion des Pols „Einfältig“

Einigkeit ist für soziales Miteinander wie für Zusammenarbeit notwendig. Damit sie zustande kommen kann, braucht es Einigung. Warum? Jede Einigung (im sozialen Kontext) ist eine Selektion, also eine Wahl unter Möglichkeiten. Hier geht es nicht so wie bei 2×2=4! Jede Wahrheit, jede Position, jedes Interesse im sozialen Feld ist widerspruchsfähig. Alle für Gerechtigkeit? Aber gerecht für wen, aus welcher Perspektive, in welcher Hinsicht, für wie lange, wo?
Einigkeit ist demnach eine Setzung, eine Entscheidung. Damit ist sie fragil und sie ist konfliktträchtig. In Organisationen kennt man das: Nach der Einigkeit ist vor der Einigkeit! Konflikte brauchen also die Möglichkeit „einfältig“ zu werden, um hinreichend viel Komplexität zu reduzieren. Sie müssen Varianten, Möglichkeiten, Blickwinkel, Diversität ausschließen und eine Variante wählen. Selbst ingenieurseitige Fachfragen oder wissenschaftliche Experimente lassen selten nur die eine Lösung zu. Darum braucht es Kommunikationsstrategien im Konflikt, die Sachalternativen verdrängen, vergessen, verschweigen, schlecht reden. Es braucht Personen, die besonders von ihrer Meinung überzeugt sind, die klar für oder gegen etwas argumentieren. Insbesondere wenn es darum geht, bestehende Lösungen in Frage zu stellen – also Widerspruch zu Etabliertem zu wagen – braucht es den Verzicht auf Differenzierungen. Es braucht eine klare Gegenposition, um den Konflikt ins Leben treten zu lassen. Ausgewogener Widerspruch ist oft gleichbedeutend mit wirkungslosem Widerspruch.