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Einigungszwang

Schaut man genauer hin, wird man feststellen, wie sehr das soziale Leben darauf angewiesen ist, dass Einigkeit erzielt wird und aufrechterhalten werden kann: Auf welcher Seite der Straße man Auto fährt, wann man zu arbeiten beginnt und Essen geht, wohin man in Urlaub fährt oder Verwandtschaft besucht – nur um ein paar willkürliche Beispiele zu nennen. Im Kleinen wie im Großen kann man nicht jedem seine Meinung lassen. Daher ist in sehr vielen Fällen auch ausgeschlossen, dass man sich ohne Kosten auf sachlicher (Kompromiss), sozialer (Benachteiligte) oder zeitlicher (zu spät) Ebene zu einer Einigung kommt. Daher ist Konflikt nicht durch Konsens zu ersetzen und auch nicht durch „Jeder nach seiner Facon“.

Das ist nichts Neues. Aber es ist wichtig hier nüchtern zu sein: Soziales und gesellschaftliches Miteinander setzt die Individuen unter Konfliktdruck. Es gibt so viele Gründe, Möglichkeiten und Zeitpunkte, um „Nein“ zu sagen und damit Gegenwiderspruch zu provozieren. Der Traum vom ewigen Frieden endet oft schon bei der Frage „Welchen Kuchen wollen wir backen?“ oder „Wann werden die Hausaufgaben gemacht?“. Unterschiedliche Perspektiven lassen den Beschreibungsmodus der Konfliktdynamik jederzeit aufleben.

Da scheint es in Summe sinnvoll zu sein, auf Konfliktregulationskompetenzen zu setzen, als Konflikte tilgen zu wollen.