You are here: Start

Einheit der Differenz

Ein altes – wenn auch nicht jeder Hinsicht passendes – Beispiel für die (abschreckende?) Formulierung „Einheit der Differenz“ ist ein Magnet. Er besteht einerseits aus zwei Polen (= Seiten) und andererseits gibt es ja als „Drittes“ den Magneten, der weder der eine noch der andere Pol ist. Er „entsteht“ durch das Zusammenwirken der beiden Pole. Das Eine (Magnet) ist zwei (Pole). Teilt man den Magneten, bekommt man zwei weitere, schließt man zwei zusammen, bekommt man einen.

Diese (systemtheoretische) Denkfigur – Einheit der Differenz – ist Basis der Konzeption von Leitunterscheidungen. Beispielsweise also die „Magnete“ Akzeptanz, Zielsetzung oder Vergangenheitsbehandlung. Diese „bestehen“ aus zwei Polen: Bejahen/Verneinen, Stabilisieren/Verändern und Beibehalten/Lernen. Jeder der Pole ist auf den anderen angewiesen und kann nicht ohne ihn sein. Die Tilgung der anderen Seite wäre immer auch die Auslöschung der einen Seite!

Hinter jeden Einheit versteckt sich eine Differenz, jede Differenz kann man auf ihre Einheit hin untersuchen. Im Gebrauch eines Magneten nutzt man einen Pol, nicht beide gleichzeitig an der gleichen Stelle.

Das Unpassende des Beispiels „Magnet“ ist, dass ein Magnet „vorliegt“. Jedoch – jeder der die Welt beobachtet, generiert eigene „Magnete“: Man kann eine gesunde Kuh von einem Stier, von einer kranken Kuh, von einem Kalb oder von anderen Säugetieren unterscheiden. Immer nutzt man dabei eine andere Einheit der verwendeten Differenz: Geschlecht, organismischer Zustand, Alter oder biologische Art. Daher sind auch die hier vorgestellten Leitunterscheidungen von Veränderungsprozessen der beschriebenen Systeme eine Beobachtung und nichts, was uns die Welt (vor)gibt!



One Comment

  1. Jürgen Große-Puppendahl

    Das Paradox der Einheit der Differenz

    Das Paradox wird von den jeweiligen Beobachtern geschaffen, die beispielsweise zwischen sich und dem Team, in dem sie arbeiten, unterscheiden, eine Differenz erzeugen. Teammitglied (System) und Team (als sogenannte Umwelt des Teammitglieds) bilden vor diesem differenz- / metatheoretischen Ansatz eine Einheit.

    Eine in diesem Zusammenhang interessante Frage ist ebenfalls: Wer kann denn alles Beobachter sein?
    Beobachter sind im meta- und systemtheoretischen Ansatz Einzelpersonen, Teams und Organisationen. Oder allgemein gesagt, alle lebenden oder Leben voraussetzende Systeme, die ihre eigenen „Magneten“ erzeugen.

    [Randnotiz: Nachts, wenn die Organisation nicht organisiert (operiert), gibt es keinen Organisationsprozess und damit auch keine(n) Organisationsbeobachter.]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert