Beziehungsanalyse
Worin sich jemand als Betroffener seiner Umwelt erlebt (Selbstverantwortungsentscheidung!), lässt sich auch immer gut in den Kontaktangeboten und sich entwickelnden Beziehungsmuster mit dem Berater studieren. Diese Infos aufzunehmen und dann zu nutzen ist eine unerlässliche (dialogisch-hermeneutische) Beratungstechnik.
Die leitende Frage ist: Welche innerlichen oder äußerlichen Reaktionen legt der Klient dem Berater nah? Wie soll der Berater sich fühlen: wohl oder unwohl, vorsichtig oder unbedacht, kritisch oder schonend, gelangweilt oder neugierig, fern oder nah, hingezogen oder abgehalten u.v.a.m.? Das innere Gewahrsein auf Beraterseite für die oft recht subtilen Änderungen seiner Selbstwahrnehmung, seiner Akzeptanz, seines Verstehens und seiner Resonanz sind nötig, um dann ein Muster zu erkennen, welches hilft den Klienten zu verstehen und Möglichkeiten schafft, ihm dies zur Verfügung zu stellen: „Ich merke, dass ich immer etwas zögere, etwas in Frage zu stellen, was sie äußern. Da ist auf meiner Seite immer so ein wenig ‚Hab-acht‘ im Spiel. Könnte es sein, dass Ihnen das aus einem noch zu klärenden Grund wichtig ist, dass andere Menschen ein wenig Angst vor Ihnen haben?“ oder „Ich bin häufig in Versuchung Ihnen zu helfen oder zu sagen, was zu tun wäre. Ein wenig so, als ob Sie in mir einen Helfer animieren wollen und sich als hilfsbedürftig ansehen. Könnte da etwas dran sein?“. Nur wenn ein Mensch Informationen bekommt, was er in anderen „induziert“, kann er seine Selbstverantwortung neu und anders leben. Das Nutzen der Beziehungsdynamik – im übrigen in sehr vielen Beratungsschulen (in der Psychoanalyse etwa „Übertragungsbeziehung und Gegenübertragungsanalyse“) verbreitet – ist allerdings stark davon abhängig, wie genau der Berater sich und seine eigenen Muster kennt. Sonst drückt er dem Klienten unbemerkt etwas „aufs Auge“ und schadet damit eher.