Bejahen
Die Entscheidung zwischen Bejahen und Verneinen ist für psychische Systeme nötig, um aus den unabsehbaren Möglichkeiten dessen, was man wollen kann und was die Umwelt an Gelegenheiten bietet, auszuwählen. So haben sich seit Jahrhunderten bewertende Unterscheidungen wie gut/böse, richtig/falsch, schön/hässlich durchgesetzt, um eine Orientierung zu liefern, welche Gedanken, Gefühle und Handlungen als angemessen gelten. Das psychische System ist von Beginn an dieser Unterscheidung ausgesetzt („Das hast Du aber richtig/ gut/ schön gemacht!“) und verinnerlicht sie. Daher lernen wir im Kontakt mit anderen, welche Impulse wie zu bewerten sind. Bejahung verstärkt, was ist, Verneinung reduziert, was ist.
Dieses Bewertungsmuster ist eine Form der sozial legitimierten Aggression und wird mit zunehmendem Alter auch auf sich selbst angewandt. Es bilden sich innere Repräsentanzen, die bewerten, beurteilen, verfolgen, bestrafen, belohnen, bestärken etc. Wichtig im Kontext von Veränderung und Beratung ist, dass diese Form der Orientierung erlernt ist und daher auch verändert werden kann. Da sie zudem einen maßgeblichen Beitrag zur Stabilisierung des Daseins der bejahten und zum Wegfall der verneinten Aspekte der Psyche liefert, muss Beratung auf diese Leitunterscheidung fokussieren und dem Klienten helfen, darauf Einfluss zu nehmen (statt die Unterscheidungsform nur bewusst und unbewusst zu benutzen).