Beispiel für ein Zielsetzungsmuster
Das Zielsetzungsmuster unseres Beispielteams ist dadurch charakterisiert, dass es ein Ziel hat, aber kein gemeinsames. Jede Funktion verfolgt im Prinzip das gleiche Ziele: Die Entwicklung des von ihr verantworteten Produktteils fehlerfrei hinzubekommen. Die Autorität und fachliche Stärke der Abteilungsleiter machen es dem Bereichsleiter schwer, die Bereichsziele – allen voran die termingerechte Entwicklung des Gesamtfahrzeugs – handlungs- und entscheidungsleitend werden zu lassen.
Möchte der Teamleiter Entscheidungen für das Gesamtfahrzeug treffen, die Einbußen in der Qualität von Teilkomponenten mit sich bringen würden, werden diese zwar vordergründig von den Teammitgliedern mitgetragen, in der anschließenden „Umsetzung“ schleichen sich dann die jeweiligen Abteilungszielprioritäten aber wieder ein. Das gemeinsame Ziel ist zwar deklariert und auch allen klar, aber es ist nicht mit Identifikation besetzt. Die Genugtuung der Teammitglieder entsteht durch Erreichen des eigenen (Teil-)Ziels. Die Identifikation mit dem Gesamtziel würde sofort Konflikte im eigenen Team mit sich bringen, die dann hautnah selbst erlebt werden würden. Die Konflikte, die mit dem mangelnden Fokus auf das Gesamtfahrzeug einhergehen, bekommt nur der Bereichsleiter ab. Dieser wiederum fällt dadurch auf, dass er von diesen Konflikten (mit dem Vorstand oder seinen Kollegen) im Team kaum, und wenn dann beiläufig und ohne sichtbaren Leidensdruck berichtet. Der Leiter möchte – das ist sein inneres Motiv – nicht als schwach und jammernd in den Augen seiner Abteilungsleiter erscheinen, zudem hat er Angst vor ihm unbeherrschbar scheinenden Konflikten. So erfährt das Team wenig über die Folgen der Fokussierung auf den jeweilig eigenen Beritt. Jeder tut sein Bestes, das Team als Ganzes droht das gesteckte Ziel aber zu verfehlen, weil kein Veränderungsdruck auf die Teilziele der Abteilungsleiter entsteht. So kann sich durch dysfunktionale Trennung der Teilziele vom Gesamtziel deren Unvereinbarkeit nur symptomatisch zeigen. Damit kann die Zielsammlung ungünstig stabil bleiben und muss nicht verändert werden.