Ausreden lassen
Jeder kennt die Situationen, in denen es schwer fällt, andere ausreden zu lassen. Nicht wenige davon sind konflikthaft oder drohen es zu werden. „Bitte ausreden lassen!“ ist in eine der Regeln, die Konflikte dämpft. Stellt es doch sicher, dass alle Parteien sich Gesprächsbeitrag um Gesprächsbeitrag überlegen können, ob sie mit Zustimmung oder Widerspruch antworten. Auch die Wertschätzung für die Person des Gegenübers – trotz vorhandener Auffassungsunterschiede – kommt auf diese Weise zum Ausdruck. So ist dieses Kommunikationsmuster eine sehr deutliche Form, wie sich der Pol „Erkundend“ zeigt.
Nun – es sei besonders markiert – ist allerdings nicht immer sinnvoll, jemand ausreden zu lassen. Selbst in nicht konflikthaften Situationen – jemand spricht am Thema vorbei -, kann es notwendig sein, zu unterbrechen. Soll aber etwa in Dominanzbeziehungen der bislang Untergeordnete dem Übergeordneten zuhören, wie dieser die Dominanz verteidigt? Nein, hier wäre das weitere Reden lassen, ein Bestärkung des Dominanzmusters. Hier gilt es, das Wort zu ergreifen und so schnell nicht wieder abzugeben.
In jedem Fall markieren wechselseitige Unterbrechungen meist eine Erhöhung der Konfliktintensität. Sie stellen eine milde Form fehlender Kooperationsbereitschaft dar und geben dem Überzeugen wollen die Priorität gegenüber dem Wunsch, die Aussagen des Gegenübers zu erkunden.