Aufbau von Frustrationstoleranz
Ohne Frustrationskompetenz werden Bedürfnisse zum inneren Terrorregime und man wäre Sklave seiner Wünsche. Eine reife Bedürfnisregulation besteht ganz wesentlich darin, gut auf die Befriedigung (nicht das Erleben!) von Bedürfnissen verzichten zu können. Anders formuliert: Das Wahrnehmen und Erleben eines Bedürfnisses darf nicht an seine aktuelle Befriedigungsmöglichkeit geknüpft sein. Sonst müsste man ja immer genau kontrollieren, dass nur die Bedürfnisse in einem aufkommen, die auch befriedigt werden können. Viele Menschen erleben das aber genau so: „Das ist doch nur frustrierend zu spüren, denn das geht mit meinem Mann sowieso nicht!“. Dass es befriedigend sein könnte, sich als eine Frau zu erleben, die sich gern zeigt und deshalb ausgesprochen gern tanzt, und dieses Selbsterleben nicht im Ansatz unterbindet, weil der Mann nicht mitgeht, kommt der Klientin nicht in den Sinn. Frustrationskompetenz heißt daher, das Erleben eines Bedürfnisses auch dann zuzulassen, wenn man es aktuell nicht bekommen kann oder wenn unklar ist ob man es ändern kann und ebenso unklar ist ob man es sich woanders holen kann. Oft wird in Beratungen der Fehler gemacht, nur auf die Befriedigungskompetenz zu setzen, was aus metatheoretischer Sicht ein Fehler ist.