Bedürfnis und Kontakt
Nachts um halb drei: „Ich will aber spielen!“. Die Herausforderung im Umgang mit Kindern ist, dass sie erst lernen müssen, dass für die Regulation von Bedürfnissen auch die Lage der anderen zu berücksichtigen ist. Als Erwachsener wird es jedoch ohne Kontakt und ohne Empathie schwer, Gegenüber zu finden, die auf Dauer auf die eigenen Wünsche eingehen wollen. Genau das ist aber im Umgang mit Bedürfnissen bei vielen Menschen das Problem: Sie wollen, dass andere auf sie eingehen, ohne innere und äußere Bezogenheit herzustellen. In Ehen wie in Führungskontexten oder in Gremien – alle wollen etwas vom anderen, aber keiner investiert in eine Form der Begegnung, bei der der andere gerne bereit ist etwas zu geben. Darum ist es beratungstechnisch unabdingbar, darauf zu achten, wie der Klient seine Bedürfnisse äußert und mit ihm ggf. mehr an seiner Kontaktfähigkeit und weniger an seiner Bedürfnisregulationskompetenz zu arbeiten. Kontakt hat immer Vorrang, da sonst Bedürfnisse Widerstand, Rebellion, Unwillen, Anpassung, Konflikt, Konkurrenz, Eifersucht, Neid, Gier und Rache auslösen, aber kein einander Nähren.