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Voraussetzungen für Vertrauen

Voraussetzung für Vertrauen im Umgang mit sozialer Komplexität ist, dass es auch kontrolliert werden darf. In dem Moment, in dem Bereiche eines sozialen Systems sich gegen Kontrolle abschirmen (können), wird Vertrauen unmöglich. Ohne die Bereitschaft punktuelle Transparenz zu gewähren, geraten System im wörtlichen Sinn außer Kontrolle. Organisationen können daher die Leistungsfähigkeit von Vertrauenskulturen besser nutzen, wenn sie genau entscheiden, an welchen Stellen sie Vertrauen unterbrechen und mit Kontrolle versehen. Es ist immer wieder zu beobachten, dass in Organisationen erbitterte Konflikte zwischen Vertrauens- versus Kontrollverfechtern entstehen. So werden die beiden Seiten des Umgangs mit Komplexität gegeneinander ausgespielt und ihr Aufeinander-verwiesen-sein übersehen.

Auf der psychischen Ebene ist die Voraussetzung für Vertrauen, dass man die fehlende Sicherheit in der äußeren Zukunft („Ich weiß nicht, was der andere machen wird, ich vertraue ihm!“) durch eine innere Sicherheit im Umgang mit unbekannten Folgen ersetzen kann („Ich werde damit fertig, wenn ich enttäuscht werde!“). Diese innerpsychische Kompetenz muss sich jeder Mensch erarbeiten, sonst gerät Vertrauen zur gefährlichen Lotterie und zur Selbstgefährdung. Enttäuschungskompetenz müsste daher auf dem Lehr- und Trainingsplan aller Bildungsinstitutionen stehen, die Menschen auf das Arbeiten und Leben in komplexen Verhältnissen vorbereiten wollen.