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Vermenschlichung

Konflikte verändern Menschen so wie sie diese brauchen. Menschen bekommen Konfliktrollen und füllen diese aus (oder verweigern sich diesem Sog). Eine dieser Rollen ist, dass feindliches Verhalten eingenommen wird. Falsch, genauer müsste es heißen, dass ein Verhalten an den Tag gelegt wird, dass sich sehr leicht als (ausschließlich) feindlich interpretieren lässt. Diese „Konfliktperson“, die man im anderen sieht, ist ein momentanes Geschehen. Auf beiden Seiten. Will man nun den Pol „Dialogisch“ aktivieren, kann man das sowohl im Hinblick auf sich selbst als auch den anderen tun.

  • Das eine ist, dem anderen Mensch-sein und nicht nur Konflikt-sein zuzusprechen. Es mag schwer sein, wenn der andere vor Wut brüllt, innerlich andere Situationen und Erfahrungen mit ihm aufzurufen. Aber es geht nicht anders: Wer in Richtung Dialog deeskalieren will, muss im anderen mehr sehen, als so, wie er ihn in der Konfliktsituation wahrnimmt.
  • Sucht man nach Einflussmöglichkeiten bei sich selbst, gilt es selbst nicht rollengerechte Verhaltensweisen – also etwa freundlich – an den Tag zu legen. Das fällt manchen schwer, weil man leicht denken kann, dass man auch den eigenen Standpunkt oder das eigene Anliegen aufgibt, wenn man zu erkennen gibt, dass es mit einem selbst auch leichter sein könnte. Zugespitzt: Liebevolle Haltung steht nicht im Widerspruch zum Aufrechterhalten von Unterschieden.

Man kann also selbst Mensch werden und dem anderen sein Mensch-Sein zusprechen, auch und gerade dann, wenn das Drehbuch der Konfliktdynamik ganz andere Formen der Kommunikation einem nahe legt.