Verlust der Selbstzweifel
Mit der Feindorientierung im Konflikt geht meist auch der Verlust der Selbstzweifel bei den Konfliktparteien einher. Umgangsprachlich formuliert: “ Was kann ich dafür, dass der andere ein Idiot ist?“ Das Feindliche wird als Merkmal des anderen gesehen, so dass das eigene Konfliktverhalten unempfänglich gegen äußere und innere Kritik wird. Die eigene Person oder Gruppe wird zum gerechtfertigten Opfer. „Also da konnte ich doch nur noch ihm eine Tasse an den Kopf werfen!“
Das Zusammenwirken des Pols „Linear“ im Erlärungsmodus und des Pols „Feindlich“ im Kontaktmodus lässt Anschuldigung für Fehlverhalten mit Gegenanschuldigung antworten. Feindliche Kommunikation geht gar nicht mehr auf inhaltliche Mitteilungen des Gegenübers ein, sondern sucht in der Antwort nur mehr die Gelegenheit zum Gegenschlag und -vorwurf. Die innerliche Haltung ist ansprüchlich und voller Selbstgewissheit: Man fühlt sich berechtigt vom anderen eine Änderung seiner Verhaltensweisen zu fordern! Das Ziel ist nicht, den anderen zu überzeugen, sondern ihn zu dem zu bewegen, was man selbst für richtig hält.
Da dies auf beiden Seiten – oft durchaus hemmungslos – schmipfend, zeternd, anklagend und vorwurfsreich praktiziert wird, fühlen sich auch beide Seiten mehr und mehr darin bestätigt, was sie eh (schon immer) ahnten. Der andere ist der Idiot.
Die Selbstzweifel verfliegen.