Vergangene Vergangenheit
Man stelle sich nur für einen Moment vor, dass man sich an alles erinnern würde, was je gewesen ist und was man erlebt hat. Wirklich alles, jedes Detail, jeden Satz, jeden Gedanken! Spätestens dann weiß man, wie wichtig die vergangene Vergangenheit ist: Vieles was war, kommt nie wieder!
Vergessen-können und Verschwinden-lassen ist eine Notwendigkeit für psychische und soziale Systeme. Dass Vergangenheit wirklich als vergangen erlebt werden kann, ist Voraussetzung für Veränderungen. Man weiß von Menschen, die ein Leben lang über ein schlimmes Ereignis nicht „hinwegkommen“, man kennt Teams, die einer Aufgabe hinterhertrauern, die schon vor zehn Jahren abgeschlossen wurde und manche Organisationen fühlen sich immer noch als Start-up oder als regionales Unternehmen, wenn sie schon in 40 Ländern der Welt Niederlassungen unterhalten.
Um Vergangenheit vergangen werden zu lassen, müssen Systeme ihre Fokussierung und ihre Ressourcen von dem Ereignis, dem Projekt, dem Erinnern abziehen. Etwas „sterben“ lassen ist leichter gesagt als getan. Es ist jedoch notwendig, um sich von der vergangenen Komplexität zu entlasten, die Verwaltung von Datenfülle einzuschränken und neue Geschichte möglich werden zu lassen. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es vermutlich dysfunktional, wenn das „Netz“ nichts vergisst und löscht.