Unterscheidung und Entscheidung
Was unterscheidet eine Unterscheidung von einer Entscheidung? Und warum ist das bedeutsam?
Angenommen ich unterscheide beim Spaziergehen zwischen einem kleinen und einem großen Stein. Dann habe ich unterschieden. Entscheiden muss ich, wenn die Erwartung besteht, dass ich einen Stein mit nach Hause bringe. Dann kann den kleinen oder großen Stein nehmen und in die Tasche stecken. Wenn eine Erwartung (an mich selbst oder von anderen) im Spiel ist, dann kann diese erfüllt werden oder auch nicht. Entscheiden ist an Erwartungen gekoppelt, die sich auf eine Alternative richten. Dazu braucht es zunächst keine Bevorzugung eine der beiden Alternativen!
Nun lassen sich Unterscheidungen treffen, die auf beiden Seiten Alternativen platzieren, die gleichermassen attraktiv sind. In diesem Fall entsteht ein „Nicht-wissen“, was zu tun ist. Diese symmetrische Attraktivität ist definiert durch das unterscheidende System! Für den einen mag die Alternative „Schokolade oder Kuchen?“ aus dem Herzen eine Mördergrube machen, für den, der keine Schokolade mag ist die Sache klar, für den der beides nicht mag, wird es ebenfalls schwierig.
Wie immer die Entscheidung ausfällt, sie schafft aus sich heraus Sicherheit. Vorübergehend, kritisierbar. Nach der Entscheidung weiß man etwas!!! Nicht-Wissen („Dies oder jenes?“) wird also nicht durch Wissen reduziert, sondern durch Entscheidungen! Weil Entscheidungen aber grundsätzlich diskutierbar und kritisierbar sind, liegt es nahe, „objektive“ Gründe, also „Wissen“ zu mobilisieren, um die Entscheidung hinter der Unterscheidung und der dahinterliegenden und auf ihr aufbauenden Wahl unsichtbar zu machen.