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Unentschieden

Unentschieden heißt, dass offen ist, ob sich im Konflikt eine Partei durchsetzt, ein Konsens gefunden wird oder ein Kompromiss gesucht wird.
Sollen sich Konflikte mildern, braucht es die Wiedereinführung einer solchen Unentschiedenheit im Hinblick auf die Zielsetzung im Konflikt: Solange klar ist, wer der Feind ist, worin die Bedrohung besteht, was das Thema ist, wo die Inkompetenz liegt, wo der Fehler ist, wer Schuld hat, wer nicht zuhört und was falsch läuft – solange bleibt der Konflikt am Laufen. Die Entscheidung, das eben gerade Genannte, auf „nicht-entschieden“ zu setzen, ist im Leitprozess ‚Zielmodus‘ notwendig, damit ein Konflikt eine andere Form annimmt.
Der dysfunktionale Aspekt des Unentschiedenheits-Pols kommt zum Tragen, wenn in bestehenden Verhältnissen ein wichtiges Thema, ein wichtiges Ziel oder eine wichtige soziale Gruppe keinen Einfluss bekommt. Oft entstehen durch Reflexion („An der Gegenposition ist ja was dran!“), Selbstzweifel („Vielleicht irren wir uns ja!“), humane Werte („Das können wir doch so nicht machen!“) auf der Handlungsebene Schwäche, Vorsicht, Zögern und Kraftlosigkeit. Damit schürt sich die Asymmetrie im Konfliktsystem. Im Effekt führt dies dazu, dass die ungehemmten Kräfte einen Durchsetzungsvorteil bekommen. Dies dient allerdings nicht immer der konfliktären Sachlage, eher im Gegenteil.