Unendliche Komplexität
Begreift man ein System als „etwas“, das oft oder meist aus Elementen „besteht“, dann muss man sich vor Augen halten, dass diese Elemente in sich wiederum meist komplex sind. Ein Team etwa ist also mit all der unerschöpflichen Komplexität belastet, die die Mitglieder des Teams als Psyche und Körper mitbringen. So wirkt sich dann eine ernste Erkrankung eines Teammitglieds durchaus auf die Interaktionsmuster des Teams aus, wie jeder weiß. Deshalb ist es aber gerade wichtig, dass das Team als Team nicht auch Kompetenz zur Behandlung der Krankheit vorhält.
Die Reduktion von Komplexität erfolgt also dadurch, dass man die meisten möglichen Reaktionen unterlässt oder unterbindet, um eine Überlastung zu vermeiden. Systeme haben jedoch durchaus eine Tendenz – Bürokratie, Regelungen, Vorschriften – auftretende Sonderfälle und von der Umwelt angetragene Erwartungen für künftige Fälle zu berücksichtigen.
Daher brauchen alle Systeme „Führung“ um immer wieder Entkoppelungen vorzunehmen. Diese berechtigen quasi zum Ignorieren von Erwartungen oder aufkommender Störungen. Auf einer körperlichen Ebene geschieht dies z.B. durch die Fähigkeit zur Unterdrückung von Schmerzen, auf einer psychischen Ebene z.B. durch die Fähigkeit zum Verdrängen schlimmer Erfahrungen, auf einer Teamebene z.B. durch die Fähigkeit Erwartungen an Wohlfühlen der Mitarbeiter zu begrenzen und auf einer Organisationsebene z.B. durch die Begrenzung der Entscheidungsrechte von unterschiedlichen Rollen. Durch solche Begrenzungen erhalten sich Systeme und werden unterscheidbar. Durch einen Wechsel dieser Bezüge (nicht nur durch Austausch von Elementen!) können sie sich Systeme stark verändern. Dies ist als Fokus für Berater wie Coaches enorm wichtig im Blick zu haben: Erhöhung und Verringerung der Vernetzung kann notwendig sein!