Talent
Wenn man selbst sich leichter als andere tut, bestimmte Aufgaben oder Problemstellung zu lösen, dann. fällt das im sozialen Kontext meist auf. Unter Wettbewerbsbedingungen (Spiel, Schule, Uni, Organisation) erst recht. Passiert dies regelmässig und erwartbar, nennt man dies Talent. Diese Erwartung wird zu einer besonders wichtigen Orientierung im Hinblick auf Berufs- und Karrierewahl für Personen. Das Konzept dahinter ist: Wenn jemand etwas gut kann, möchte er es auch tun und es befriedigt ihn. Talent wird gewissermaßen zur Pflicht oder Verpflichtung. Psychologisch ist das fragwürdig. Menschen können verliebt in Tätigkeiten sein, für die sie gar kein Talent haben. Die Liebe gilt dann nicht dem Ergebnis oder der Effizienz des Tuns, sondern dem Vorgang, der Handlung selbst. Und Menschen können das, was sie gut können, hassen und meiden. Talente werden bei Kindern oft von Eltern ausgeschlachtet („Jetzt setz Dich ans Klavier, Du bist so gut darin!“) und narzisstisch mißbraucht („Seht, was mein Sohn kann!“). So wachsen innerlich Talentausübung und Fremdbestimmtheit zusammen und demotivieren zutiefst.
Für Personalentscheidungen in Organisationen ist dies von hoher Bedeutung. Identifizierte Talente bei Mitarbeitern drohen fehlleitend in Besetzungen zu werden, wenn man annimmt, jemand wäre allein dadurch schon motiviert und gut, weil er Gelegenheit hat, sein Talent auszuleben. Häufig ist das so, aber nicht so häufig wie man denkt.