Stefan Kühl
Stefan Kühl ist sowohl Soziologe (Professur an der Uni Bielefeld) als auch Organisationsberater. Das Leben in beiden Welten merkt man seinen Texten in mehrfacher Hinsicht an: Sie halten einerseits den Abstand des beobachtenden Wissenschaftlers zu gängigen Praktiken von Organisationen und Beratern ein und ermöglichen ihm so, vermeintlich Selbstverständliches anders, neu und fragwürdig zu finden. Andererseits weiß er von den „Niederungen“ und damit von den Beschränkungen derer, die in Organisationen Verantwortung tragen und Veränderungen herbeiführen müssen. Auf diese Weise hat er einen scharfen Blick auf die informelle Seite der Organisation, auf verdeckte und implizite Prozesse und vermag so, auch diese mit theoretischen Entwürfen zu beschreiben.
Der Systemtheorie Luhmanns ist er gleichermassen nah und hält kritische Distanz. Auch hier ist sein denkerisches „Sowohl-als auch“ oder „Weder-noch“ die Basis, um sich leicht zu habenden theoretischen Rezepten, Festschreibungen und verdeckt-normativen Ideen zu verschließen und immer wieder auf die Notwendigkeit hinzuweisen, dass feststehende Konzepte in einer flüssigen Welt kontinuierlich überholt werden müssen. Hier ist er der Denkform dieser metatheoretischen Versuche sehr nah.