Riskante Sicherheit
Metatheoretisch fällt bei der Beschäftigung mit Strategie, Risikoforschung, Pädagogik, Psychologie, Medizin, Organisationstheorie u.a.m. auf, wie viele Konzepte sich mit dem Erreichen von Sicherheit (und damit ihrem Wert) beschäftigen, ohne sich im gleichen Ausmass mit den Risiken zu beschäftigen, die es birgt Sicherheit anzustreben. Impf- und Vorsorgeuntersuchungschäden, Vermögenseinbußen durch Versicherungsprämien, Tunnelblick auf das strategische Ziel, mangelnde Resilienz und Robustheit durch fehlende Herausforderungen, Bequemlichkeit und Anspruchshaltung aufgrund übertriebener Verwöhnung – die Beispiele ließen sich lange fortsetzen.
Die Meinung es sei risikolos nach Sicherheit zu streben oder normal ohne Gefährdungen zu leben, ist ein gefährliches, wohlstandsbedingtes gedankliches Konstrukt. Da eben nicht mehr täglich der Tiger lauert, der mich beim Jagen fressen könnte, keine Pest droht und der Blitz nicht mehr so leicht die Ernte vernichtet, kommt es darauf an, sich gedanklich bewusst zu machen, dass eine ausschließlich auf Sicherheit setzende Bearbeitung der Zukunft gefährlich ist. Sie verschlingt bei Menschen wie bei Organisationen viele Ressourcen, macht langsam, kultiviert Ängste, reduziert Selbstvertrauen und induziert Mißtrauen.