Risikonehmend
Zur Gestaltung der Zukunft braucht es Entscheidungen darüber, welche Zukunft man erwartet oder wünscht und wie man auf diese erwartete oder erwünschte Zukunft reagieren möchte. Organisation müssen also Pläne machen und Vorkehrungen treffen, wie mit den (immer) knappen Mitteln diejenigen Produkte oder Dienstleistungen geschaffen werden sollen, die sie in der Zukunft erfolgreich machen. Jede dieser Entscheidungen ist riskant, weil man einerseits die Zukunft nicht kennt und andererseits nicht alles bedenken und berücksichtigen kann, was an Szenarien möglich ist und welche Folgen die Entscheidungen im Hinblick auf Risiken an anderen Stellen der Organisation haben. Kann (und will) der Entwicklungsbereich wissen, wie sich seine technischen Entscheidungen im Vertrieb, der Produktion, bei Legal usw. auswirken?
Schon die notwendige Reduktion von Komplexität zwingt dazu Perspektiven einzugrenzen, künftige Szenarien zu verwerfen, bisweilen auf nur ein Pferd zu setzen, Möglichkeiten vorbeiziehen zu lassen und die Zumutungen an die Gefahrenträger der Risiken zu tolerieren. Wenn man alles wissen würde, was man mit seinen Entscheidungen anrichtet und welche Chancen man verwirft oder übersieht, würde möglicherweise gar nicht mehr entschieden. Darum braucht eine Organisation sowohl Binnengrenzen für Kommunikationswege und -pflichten als auch Achtsamkeit für unbekannte Zukünfte. Was sie nicht kann, ist gleichzeitig ein Risiko handelnd einzugehen und gefahrentragend Ressourcen zu sparen, um die Zukunft einfach kommen zu lassen. Hierzu wird bei jeder Entscheidung der Organisation mitentschieden.
Jede Organisation lässt sich folglich daraufhin untersuchen, welche Routinen, Muster und Prozesse sie für die Auswahl wahrscheinlicher Zukünfte ausgebildet hat, wie und wo sie (rational) plant, Pläne robust hält oder verwirft, welche alternativen Pläne sie vorhält oder nicht, und wo sie explizit oder implizit auf Planen, Wahrnehmen und Vorstellen attraktiver oder gefährlicher Entwicklungen verzichtet.