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Regelverletzende Personen

In autoritären Systemen gelten Dissidenten als schwierig bis unerwünscht. Damit ist aber nicht gesagt, dass es dysfunktional ist. Und es ist ungeklärt, welche Funktion Personen, die Bestehendes in Frage stellen, formale und informelle Regeln und Gesetze übertreten, die gewohnten Abläufe stören oder erschweren, in Organisationen haben. Braucht es solche Mitglieder, damit Organisationen sich verändern?

Zunächst – es braucht sie im Hinblick auf Veränderung! Eine Organisation darf nicht nur darauf warten, dass sie in der äußeren Umwelt Irritationen bemerkt (dann kann es schon zu spät sein), sondern braucht in der inneren Umwelt – hier beim Personal – Mutationsanreize. Personen, die unangepasst sind, die querdenken, und die lieber andere als sich „verraten“, sind psychodynamisch betrachtet für sich und ihre Umwelt oft nicht das, was man „einfach“ nennt. Meist sind sie eher anstrengend und deshalb entsteht eine Tendenz, sie auszuschließen oder ruhigzustellen. Mitgliedschaft ist eben an Beachtung der organisationalen Regeln geknüpft.

Wer die Regeln nicht so ernst nimmt oder falsch findet, informiert aber die Organisation unter Umständen sehr genau darüber, wo sie zu starr, zu veraltet, zu selbstbezogen, zu eingefahren ist. Er „impft“ das System mit Möglichkeiten. Organisationen, die sich verändern wollen, tun demnach gut daran, sich Regeln zu geben, die es erschweren Regelverletzer von vornherein als problematisch zu klassifizieren. Statt dessen könnte es nützlich sein, zu prüfen, ob in dem regelverletzenden Verhalten ein Schema der Person zum Ausdruck kommt oder es ein nützliches Feedback an die Organisation darstellt.